Ist das Urteil anderer entscheidend dafür, dass du dich in Ordnung und wertvoll fühlst? Dann macht es uns eine ungewollte Trennung besonders schwer, nicht an uns zu (ver)zweifeln. Deshalb ist jetzt der richtige Zeitpunkt dafür, deinen eigenen Wert erkennen und schätzen zu lernen.
Kein fremdes Urteil kann über unseren Wert bestimmen.
Leicht gesagt, fällt aber ganz schön schwer, sich davon freizumachen?
Kein Wunder, denn wir sind von jung auf gewohnt, uns durch die Bewertung anderer zu sehen. Wir merken schon als Kinder: Ungewolltes Verhalten bringt Tadel. In der Schule geraten wir erst recht in ein Bewertungssystem. Und schnell setzten wir das Echo der Eltern oder schulische Leistung mit einer Bewertung unserer Person gleich – oder bekommen das sogar explizit so vermittelt. Auf der anderen Seite: Jede positive Bewertung ist unglaublich wohltuend, unser Belohnungszentrum wird aktiviert, also dürsten wir nach Zuspruch und Kompolimenten, Lob und Anerkennung. Sie "werten uns auf". Die Krux: Je stärker wir uns von Lob und Zuspruch abhängig machen, desto stärker sind wir es auch von dessen Entzug und Kritik. Je wichtiger wir das Urteil anderer nehmen, desto stärker die Wirkung – in beide Richtungen. Besonders hart ist das nach der Trennung. Oft ist der Andere der Mensch, der uns früher am meisten positive Bewertung vermittelt hat, was eine zentrale Quelle unseres Selbstwertgefühls war. Jetzt fühlen wir uns brutal abgewertet, allein schon durch seinen Entscheid, nicht mehr mit uns leben zu wollen. Vielleicht begründet er seinen Weggang auch noch mit allem, was ihm jetzt Negatives zu uns einfällt. (Es ist auch nicht einfacher, wenn der Partner schon in der Beziehung kritisch-abwertend war. Dann zementiert die Trennung die Gewissheit, dass es uns nicht gelungen ist, doch noch die ersehnte Anerkennung zu erlangen.) Deshalb ist es nach der Trennung entscheidend, wieder zu erfahren und zu begreifen: Niemand kann über deinen Wert bestimmen. Dein Wert ist unantastbar, unverhandelbar, unabänderlich. Manchmal müssen wir das nach der Trennung ganz neu lernen. Besonders, wenn wir bisher gut damit durchs Leben gekommen sind, uns Bestätigung im Aussen zu holen. Sich davon freier zu machen, ist ein bedeutender Schritt zu echter SelbstWERTschätzung: Wir selbst sind es, die quasi den Bewertungsbogen in die Hand des Anderen gelegt haben. Und ihn von dort auch wieder zurückholen können. Ein Lob oder Kompliment bleibt trotzdem etwas Schönes. Aber es ist dann nicht mehr unser einziger Weg, Selbstzweifel für kurze Zeit zu zerstreuen. Und Kritik geht nicht mehr an die Substanz. Wie Frauen in der Selbstwertschätzung und ihren eigenen Werten einen sicheren Halt finden, ist oft Gegenstand meines Coachings mit Frauen nach der Trennung. Weil das von Abwertungsschmerz befreit. Aber mehr noch, weil es ein so wertvoller Baustein für ein selbstbestimmtes Leben – und auch Beziehungsleben – ist.
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