Oft wissen wir sehr genau, was unser Ziel ist nach der Trennung: loslassen, wieder glücklich sein. Und Ziele sind etwas Wunderbares, sie spornen uns an. Eines solltest du aber unbedingt beherzigen, um wirklich dort anzukommen.

Eine Vision deiner Zukunft zu entwickeln ist Gold wert. Eine Vision, ein Ziel kann einen Sog entwickeln und unser Leitstern sein. Deshalb wunderbar, wenn du dir zum Ziel gesetzt hast, nach deiner Trennung wieder glücklich zu werden. Diesen Gedanken überhaupt wieder zuzulassen, das ist ein wichtiger und wertvoller Schritt.
Aber da ist diese eine Sache, die wir unbedingt beachten sollten, wenn wir uns etwas vornehmen. Die Krux ist nämlich: Oft wissen wir ziemlich genau, wo wir hinwollen. Aber nicht so genau, von wo wir losgehen. Denn: Wir wollen lieber schon viel, viel weiter sein, als wir sind. Genau hinschauen, wollen wir deshalb lieber nicht.
Dass wir nicht gut akzeptieren können, wo wir wirklich stehen, kann verschiedene Gründe haben. In welchen Gedanken erkennst du dich wieder?
Es entspricht so gar nicht deinem Selbstbild, es passt nicht zu dir, dass du noch in schwierigen Gefühlen festhängst und dass der Andere dich derart runterziehen kann.
Du hast einen hohen Anspruch an dich, die Dinge stets im Griff zu haben, dich nicht unterkriegen zu lassen.
Du ärgerst dich, weil du dem Ex-Partner unbedingt beweisen willst dass du es auch ohne ihn schaffst
Oder du findest, dass dein Ex-Partner deinen Schmerz einfach nicht "verdient", nach allem, was er dir angetan hat.
Du findest ungerecht, dass der Andere mit seinem Neuanfang schon weit voraus und vielleicht sogar schon wieder glücklich schient.
Dein Umfeld gibt dir sanft, aber deutlich zu versehen, dass jetzt auch mal gut ist und du endlich weiterleben sollst. Du fühlst dich gedrängt.
Du möchtest einfach diesen unangnehmen schmerzhaften Jetzt-Zustand weghaben, um endlich wieder frei atmen, frei leben zu können. Und zwar sofort.
All das kann dazu führen, dass wir unser Inneres übergehen. Ein Hinweis darauf kann das Wort "eigentlich" sein: Eigentlich gehts mir ja wieder gut. Eigentlich ist das jetzt abgeschlossen. Und uneigentlich? Tut es vielleicht doch noch weh, kehrt die Bitterkeit zurück, die Trauer, die Wut. Denke ich doch noch oft an den Anderen. Sind da immer noch die inneren Dialoge mit ihm und Appelle an ihn. Das Gedankenkarussell mit dem grossen Warum. Wenn du das alles verdrängst, bist du drauf und dran, dir selber etwas vorzumachen.
Das soll dich jedoch nicht entmutigen. Es ist und bleibt grossartig, dass du dich auf den Weg machen willst. Bloss, wo beginnt dieser Weg? Darauf gibt es nur eine sinnvolle Antwort: Genau dort, wo du jetzt stehst.
Du wirst dein Ziel nicht weniger schnell erreichen, nur weil du jetzt von ein paar Meter weiter hinten losgehst, um dein Herz dort abzuholen, wo es wirklich steht. Im Gegenteil.
Jetzt aufmerksam wahrzunehmen, was tatsächlich ist, hat gleich zwei ganz grosse Vorteile für dich:
Erstens: Es wird viel Energie frei. Du darfst einfach ehrlich zu dir sein und dich mit all deinen Gefühlen annehmen, du musst dir nichts vorspielen. Es spart unheimlich viel Energie, nichts mit Kraft verdrängen zu müssen. Diese Energie kannst du für viel wichtigere Dinge einsetzen. Nämlich, um jetzt gut für dich zu sorgen und deine Bedürfnisse ernst zu nehmen. Und lernen, ihnen Geltung zu verschaffen.
Zweitens: Du kannst endlich ins Tun kommen. Du kannst nämlich auch mit dieser Ehrlichkeit sofort losgehen. Das geht jetzt sogar wesentlich besser. Weil du nun endlich vorwärtskommen wirst. Nun kommt Bewegung in die Sache, wo vorher Stillstand war. Da du jetzt die Chance hast, die dafür wirklich notwendigen Schritte zu tun, oft heisst das: Neues auszuprobieren, wo wir etwas bisher immer auf dieselbe Weise vergeblich versucht haben. Etwa negative Gefühle loszuwerden. Du wirst jetzt auch erleben, dass du das kannst. Und so deine echten Erfolge feiern können. Denn mit diesen Gedanken und Gefühlen umgehen zu lernen, ist eine beachtliche Leistung. Und eine wichtige Grundlage für alles Weitere.
Darum geht es auch im Coaching-Prozess oft. Wirklich einen ersten Schritt machen, statt vor unrealistischen Erwartungen an uns selbst zu erstarren. Weg von «Jetzt höre ich einfach einfach endlich auf, ihn zu vermissen.» Hin zu: «Was kann ich konkret anders machen.» Auf diesem Weg stellen Coaching-Klientinnen von mir immer weder fest:
Wenn du endlich loslaufen kannst, kommt viel ins Rollen – «dann läuft es plötzlich».
Wir dürfen also erst einmal einfach lernen, dass es ok ist, dass wir keine Roboter sind, sondern fühlende Menschen. Anzuerkennen, dass das jetzt ganz und gar nicht leicht für uns ist. Dass wir ernstnehmen dürfen, was wir jetzt brauchen.
Dass wir nicht mehr von uns erwarten müssen, eine andere zu sein anders als dieses wunderbare Du, dass du – mit wirklich allem, was dazugehört – bist.
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