Deine Gefühle fühlen sich überwältigend an, und du wendest viel Kraft auf, um sie unter Kontrolle zu halten? Du hast viel wertvollere "Wunderwaffen", um belastenden Emotionen den Schrecken zu nehmen. Beginne sie mutig zu nutzen.

Puh, kommt dir der Felsbrocken in diesem Bild vor wie der, der nach der Trennung auf deiner Seele liegt? Oder wie das Monster, zu dem deine Gefühle für dich vielleicht geworden sind? Keine Sorge, ich möchte dich nicht mit einem düsteren Bild entmutigen. Im Gegenteil.
Denn für mich zählt nicht der bedrohliche graue Fels – für mich zählt die leuchtende Heldin, die ihm mutig und mit offenen Augen entgegentritt.
Du magst dich nach deiner Trennung verunsichert, ja vielleicht sogar klein und nichtig fühlen. (Ja, so unrealistisch werden wir manchmal nach einer seelischen Erschütterung)
Ich möchte dich deshalb einladen, für einmal auf dich zu blicken wie auf die Heldin in einem Fantasyfilm. Nicht um aus der Realität zu fliehen – sondern um sie wieder realistischer zu sehen.
Weisst du, was allen Heldinnen gemeinsam ist? Keine von ihnen wird als Heldin geboren. Erst das Leben macht sie dazu, meist gegen ihren Willen. Schau dir mal die berühmten Filme und Geschichten an, die du kennst.
Du wirst feststellen: Die Heldin wird vom Schicksal aufgefordert, eine Aufgabe in Angriff zu nehmen, die ihr viel zu gross und überwältigend erscheint. Aber zu wichtig ist das Ziel und zu viel hängt von ihrem Handeln ab, als dass sie ihr ausweichen könnte.
Erst auf der Reise wird die Heldin erkennen, dass die Aufgabe, die ihr gestellt wird, zwar unfassbar gross erscheint, aber dass sie ist ihr gewachsen ist – und selbst daran wächst.
Ich lade dich ein, auch die Reise durch deine Trennungszeit als das zu sehen, was sie auch ist und werden kann: deine persönliche Heldinnenreise.
Ja, auf dieser Reise führt der Weg wahrscheinlich auch durch das tiefe Tal der Tränen, du querst die Felder des Abschieds und wandelst an den Klippen des Zweifels. Und hinter jedem Stein scheint ein Monster zu lauern, dass dir Angst einjagt: Das Monster der quälenden Gefühle.
Vielen Frauen geht es nach der Trennung insbesondere dann, wenn sie zuhause sind, so: Kaum allein, scheint das es aus den Ecken kriechen und sie überwältigen zu wollen.
Kann es sein, dass du oft viel Kraft und Energie aufwendest, um dir diese Gefühle vom Leib zu halten und sie zu bändigen? Aber sie scheinen stärker zu werden und wirken noch bedrohlicher, je mehr du das versuchst - und kaum lässt du los, kehren sie oft zurück?
Dann haben wir schlicht noch nicht begriffen, was dieses Gefühlsmonster tatsächlich von uns will. Was es von uns braucht.
Ich möchte dir deshalb hier etwas ganz anderes vorschlagen, das dich auf Dauer viel weiter bringt und erst noch weniger Kraft kostet. Und das sind – Streicheleinheiten. Wir können unsere Gefühlsmonster mit Zuwendung zähmen. Das mag erstmal richtig Mut kosten. Denn dafür musst du das, was dir als Ungeheuer erscheint, erstmal ziemlich nah an dich heranlassen. Aber es hilft. Dir und deinen Gefühlen.
Lad dein Monster also lieber mal ein, aus der Ecke zu kommen, sich mit dir aufs Sofa zusetzen und frage es: Tee oder Kaffee? Klingt absurd. Aber ich meine es genau so. Erlaube deinen Gefühlen, sich einfach zeigen zu dürfen, wirklich da zu sein.
Gefühle wollen nur eins von dir: nämlich gefühlt werden. Und sie werden nicht ruhen, bevor sie ihren Job gemacht haben. Sie möchten – und verdienen – deine Aufmerksamkeit.
Frag dein Gefühlmonster doch mal: Was will du mir sagen? Was beschäftigt dich? Was willst du mir darüber mitteilen, was ich brauche? Aber auch: Worum geht es hier eigentlich? Was baue ich da gerade rund um dieses Gefühl für ein Schreckensszenario auf? Was für Gedanken und Glaubenssätze haben sich da eingeschlichen, die im Verborgenen mitwirken?
Vielleicht regt sich Widerstand in dir, das zu tun. Denn vielleicht hast du die Erfahrung gemacht, dass du schon in einer ohmächtigen Verzweiflung versunken bist. Vielleicht hast du Angst, dich in deinen Gefühlen zu verlieren. Das passiert, wenn wir uns nicht fürsorglich und achtsam durch diese Gefühlsstürme begleiten. Und wenn wir mit negativen Gedanken und Glaubensätzen unser Monster ständig weiter füttern, ohne uns dessen bewusst zu sein. Es scheint dann riesig und übermächtig.
Nimm die Gefühle wieder als das war, was sie im Kern sind: Körperliche Empfindungen als Boten, die uns darauf aufmerksam machen wollen, dass aktuell Bedürfnisse von uns nicht gedeckt sind.
Fühle deine Gefühle deshalb bewusst im Körper: Erkunde sie dort und spüre immer feiner und tiefer in deinen Körper hinein, wie sie sich zeigen. Das hilft gegen Zerdenken – und bringt dich zudem zurück ins Hier und Jetzt. Lass die Gedanken dabei immer wieder los und kehre in den Körper und seine Empfindungen zurück.
Und noch ein ultimativer Monster-Zähmungs-Hack für Heldinnen: Atmen. So schlicht und so effektiv. Und zwar tief in den Bauch hinein. Denn das signalisiert dem Körper, dass wir in Sicherheit sind (wenn wir in Gefahr sind, atmen wir nämlich automatisch nur noch sehr oberflächlich). Atme also tief in dieses Gefühl hinein. Und lass es mit jedem Ausatmen ein Stück los.
Einmal mit offenen Armen empfangen, wird das Gefühl gar nicht so lange bei dir bleiben können. Denn gefühlte Gefühle haben ihre Pflicht getan und verlassen uns auch wieder. Wir könnten sie nicht festhalten, selbst wenn wir wollten.
Scheint dir das noch etwas unheimlich, so ein Tête-à-tête mit deinem Monster? Dann kannst du auch erstmal eine begrenzte Dating-Dauer mit ihm vereinbaren. Und danach bewusst etwas ganz anderes planen. Das gibt dir ein Gefühl von Kontrolle.
Wenn die Zeit um ist, danke dem Gefühl(smonster) für das, was es dir sagen und auf was es dich aufmerksam machen wollte. Sag ihm, dass du das verstehst. Und versprich ihm, dass du in dieser Trennungszeit für dich sorgen wirst, so dass es nicht mehr so oft Alarm schlagen muss.
Schenk dir diese Zeit, die das Trauern und Fühlen braucht. Wir kommen in einer Trennung nicht darum herum, und das ist gut und menschlich so.
In dieser Zeit des Fühlens begegnen wir uns selbst, sind uns ganz nahe – und können daran sogar wachsen. Das ist deine Heldinnenreise. Vielleicht wolltest du aber gar nie eine Heldin sein? Das verstehe ich. Aber - siehe oben - dieses Schicksal teilst du mit allen Heldinnen. Das Leben macht uns dazu.
Du bist die Heldin, die auszog den Schmerz (nein, nicht zu besiegen, sondern) zu verstehen und zu transformieren. Gefühlsmonster zähmt man nicht mit dem Schwert des Verstandes, sondern mit deiner vielleicht wunderbarsten Begabung: deinem mitfühlenden Herzen.
Wie geht es dir damit, deine Gefühle zuzulassen? Kannst du ihnen offen begegnen? Mit ihnen in einen Herzensdialog gehen? Oder machen sie dir noch zu grosse Angst oder überwältigen dich? Schreib mir, wenn du Unterstützung brauchst.
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