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  • Susanne Strässle

Warum bin ich vor meinen Gedanken nirgends sicher?

Wenn dich quälende Gedanken nach der Trennung überall hin verfolgen und dir selbst an unerwarteten Orten auflauern, ist das normal. Und doch deshalb nicht weniger belastend. Über das Katz-und-Maus-Spiel, das deine Gedanken mit dir treiben, und wie du ihm entkommst.



 

 

In meinem Newsletter habe ich tausende Frauen gefragt: Was ist dein grösster Wunsch, was ist das Eine, das du bei dir selbst gern konkret verändern würdest, damit dein Neuanfang möglich wird?

 

Ich war beeindruckt von den Reflexionen, dich ich bekommen habe. Sie waren so vielfältig wie die Frauen selbst. Und doch hat sich manches wie ein roter Faden durch die Antworten gezogen. Darunter auch der Wunsch: Endlich loslassen zu können - und zwar insbesondere die belastenden Gedanken, die sie so hartnäckig verfolgen. Nicht mehr an ihn denken zu müssen. An früher, daran was er gerade macht. Nicht mehr zu grübeln, sich abzuwerten, zu analysieren, Vergangenheit ändern zu wollen, Groll zu hegen, Sorgen zu wälzen. Um endlich frei zu werden, sich wieder vollwertig fühlen, eigenen Bedürfnissen Raum zu geben, wieder vertrauen und sich Neuem öffnen zu können.


Viele Frauen spüren, dass sie Kopf und Herz befreien wollen, damit die Energie wieder dorthin fliessen kann, wo sie wirklich wertvoll ist. Aber es kommen ihnen blockierende und belastende Gedanken in die Quere.


Oft sind diese Gedanken ständige Begleiter. Und das Verrückte: Sind wir doch einmal unbeschwert, abgelenkt oder erleben gar fröhliche Momente, scheinen sie uns umso unvermittelter hinterrücks wieder anzufallen. Sie haben die Frechheit, sich jederzeit bei uns breit zu machen.


Wenn dir das auch so geht, kann ich dir zwar versichern: Das ist völlig normal. Aber deshalb ist es nicht weniger schmerzhaft und belastend. Und kein Wunder, möchten wir uns davon befreien.


Warum Ablenkung für mich nach der Trennung so schmerzhaft war 

Auch mich haben Bilder und Gedanken nach der Trennung ungemein belastet. So sehr, dass Momente der Ablenkung anfangs sogar regelrecht zum Problem wurden. Denn danach erneut vom Erinnern überfallen zu werden, gehörte für mich zum Unerträchlichsten. Vielleicht kennst du dieses Gefühl?


In den Sog eines Films eintauchen? Ich hatte regelrecht Angst davor. Denn wenn ich wieder daraus auftauchte, war ich von Neuem erschüttert. Es traf mich der Schock wie nochmals neu und wieder umso härter. Mir wurde nach solch "unschuldigen" Momenten schlagartig wieder klar: Was mir lieb und teuer war und mich und mein Leben ausgemacht hatte, war nicht mehr da. Ich wollte diesen neuerlichen Stich ins Herz unbedingt vermeiden.

 

Doch da gab es ein Problem: Auch ich musste schlafen. Und das Aufwachen brachte oft genau dieses Erschrecken mit sich. Nun können Nächte nach einer Trennung sehr schwierig sein, wir schlafen vor Kummer gar nicht oder träumen schlecht. Doch wenn ich gute und unbeschwerte Träume hatte, war dafür das Erwachen umso schlimmer. Erwachen wir aus einem Albtraum, können wir sagen: "Gott sei Dank, war es nur ein Traum." Hier erwachte ich gewissermassen mitten in meinen Alptraum hinein. (Vielleicht sind deshalb für viele Frauen die Morgenstunden schwierig, doch davon ein andermal mehr)


Warum tun unsere Gedanken das bloss?

Warum verfolgen uns die schmerzhaften Gedanken und Gefühle so sehr.`Und warum können sie uns in entspannten Momenten umso heftiger neu überfallen?


Die eine Antwort mag überraschen: Unser Verstand will - auch wenn das widersprüchlich scheint - nur unser Bestes. Er ist da, uns zu warnen, denn er will uns beschützen, nachdem unsere Gefühle bei ihm Alarm ausgelöst haben. Denn eine Trennung ist ein Alarmzustand. Der Verstand will das auffangen, will helfen, lösen, verabeiten. Er kann nicht locker lassen, wenn unsere Grundbedürfnisse nicht erfüllt sind. Wenn wir uns nicht sicher, wohl, anerkannt und selbstbestimmt fühlen können. Und weil all das nicht gegeben ist nach der Trennung, ist er ganz schön gefordert in seinem Job. Seine Skills sind unglaublich wertvoll, auch fürs Überleben der Menschheit (es gibt noch einen anderen Blogbeitrag von mir dazu), aber sie sind nicht immer zielführend. Was der Verstand kann, passt gewissermassen nicht auf das Jobprofil, das wir jetzt brauchen.


Und weil er zudem weiss, wo es angenehmer war als jetzt - nämlich in unserer Beziehung - und weiss, wer und was uns jetzt so verletzt hat - nämlich unser Partner -, scheint er jetzt (in einer Art logischem Kurzschluss) daraus zu schliessen, dass wir dort, wo die Verletzung entstanden ist, doch gewiss auch die Heilung finden kann. Und dass die Lösung sein muss, einfach dorthin zurückzugelangen, wo alles noch gut oder zumindest besser war.

 

Dafür ist er quasi unermüdlich im Einsatz. Wenn wir nun für einmal abgelenkt, entspannt und in anderes vertieft sind, dann hat auch unser Verstand diese Bemühungen für einen Moment ruhen lassen und hat sich anderweitig beschäftigt. Auch unsere Kontrollstrategien haben wir gelockert, mit denen wir Bedrohliches, ob Gedanken oder Gefühle in Schach halten wollen. Irgendwann aber wird uns das wieder bewusst.


Unser Verstand ist dann wie ein Wächter, der am Tor kurz eingenickt ist, dann aufschreckt und umso wilder mit seinen Waffen herumfuchtelt.



Warum verdrängen nicht die Lösung ist

Du willst diese Gedanken loswerden und deinen Verstand von ihnen abbringen? Verständlich. Auch dass du dich bemühst, sie abzuschalten, ist nachvollziehbar. Doch die Antwort liegt nicht im Verdrängen. Du kennst die paradoxe Aufforderung: Denk jetzt auf keinen Fall an einen rosa Elefanten. Und schon steht er gewichtig vor dir in seinem zuckersüssen Anstrich. Du hast nicht nur an ihn gedacht, du hast ihn sogar flugs vor deinen Augen entstehen lassen. Genauso wenig kannst du dir selber befehlen, was genau du nicht mehr denken willst.

 

Denk-Verbote haben noch nie bewirkt, was sie beabsichtigten. Auch die selbst auferlegten nicht. Deshalb: Gib dir Gedankenfreiheit. Lass deinen Verstand seinen Job machen, er kann gar nicht anders. Dann muss er nicht noch lauter werden. Aber entscheide du, was du mit seinen Nachrichten anfängst.


Es geht also nicht darum, Gedanken gewaltsam abzustellen. Sondern darum, wie wir uns aus ihrem Griff befreien können.


In meiner Schulzeit hatte einst jemand diesen Spruch in mein Poesiealbum (wer kennt sowas noch?) geschrieben, der, mir ich erst heute weiss, offenbar von Luther stammt: «Dass die Vögel der Sorge und des Kummers über deinem Haupt fliegen, kannst du nicht ändern. Aber dass sie Nester in deinem Haar bauen, das kannst du verhindern».


Das Bild ist mir immer wieder eingefallen im Leben. Aber leider nicht immer dann, wenn es nützlich gewesen wäre, und nicht immer konnte ich das gut umsetzen. Heute gelingt mir das immer öfter. Aber auch ich brauche Techniken und Methoden dazu. Und es braucht meine Aufmerksamkeit. Denn schnell sind sie wieder da, nicht nur die Vögel, auch die Nester.. Anders auf unsere Gedanken zu reagieren ist ein Umlernen, weil es nicht unserer Gewohnheit entspricht. Es ist aber vor allem auch ein fürs Leben wertvolles persönliches Wachsen. Also:


Lass sie fliegen, die Gedanken. Sie tun, was sie wollen. Aber du kannst ihnen ermöglichen, dass sie weiterfliegen können.


Ich helfe meinen Coaching-Kundinnen dabei für sich zu lernen, wie sie das in ihrem Alltag umsetzen können - gerade dann, wenn es am schwierigsten, aber auch am heilsamsten ist.


Abonniere gern meinen Newsletter, wenn auch du da dranbleiben und Befreiendes für dich und dein eigenes persönliches Wachstum erfahren und entdecken möchtest.

 


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