"Ich müssen nur die richtigen Worte finden, dann wird alles wir wieder gut." Warum wir das nach der Trennung glauben und so heftig darum ringen. Weshalb der Weg ein anderer ist – und Worte dennoch gerade jetzt eine heilsame Kraft haben.
Die richtigen Worte finden, das magische Wort, damit der Partner, der gegangen ist, einsieht, was er getan hat. Was er aufgibt. Was er anrichtet. Was er dir, euch, sich selbst damit antut. Danach suchen Frauen oft viele Monate lang, wieder und wieder. Du auch?
Weil du das so sehr möchtest. Weil es vielleicht früher in der Beziehung auch gelungen ist. Aber vielleicht auch deshalb, weil du auch stärker für die emotionale Seite und die Kommunikation in eurer Beziehung zuständig warst. Dann empfindest du es eventuell sogar als deine Aufgabe und Verpflichtung, dem Andern die Augen zu öffnen, ihn zur Vernunft zu bringen. Es noch nicht geschafft zu haben, siehst du als dein Versagen. Als Zeichen, dass du dich noch nicht genug angestrengt hast, ihm verstehen zu helfen. Oh, wie sehr habe ich selbst das geglaubt. Weil ich eine Frau der Worte bin. Als frühere Journalistin, aber auch, weil ich es eher gewohnt war, über Gefühle zu sprechen. Ich glaubte, dass Worte alles bewirken können. Wie leidenschaftlich, von verständnisvoll bis furios, traurig, verzweifelt, analytisch, sorgend, anklagend habe ich deshalb mit Worten versucht meinen Partner zu erreichen, als er die Trennung aussprach. Da konnte ich doch nicht schweigend zusehen, es ging schliesslich um uns!
Und natürlich, wir erreichen den anderen mit Worten manchmal auch, auch bei mir war das so. Er war beeindruckt, manchmal berührt von Erinnerungen, Gedankengängen, meiner Aufrichtigkeit, meinen Liebes- und Leidbekundungen. Aber immer war der Effekt höchstens von kurzer Dauer. Am Ende waren es nur kleine Atempausen - oder Umwege - im grossen Lauf, den die Dinge nahmen. Letztlich hat das nichts an seinen Gefühlen geändert, die waren und blieben in dem Moment bei einer anderen Frau, bei seinem eigenen aufgewühlten Innern, seinem eigenen Drang, sich neu zu spüren, seinen eigenen ungelösten Fragen. Was mir irgendwann klar werden musste:
Wir können einen Menschen nicht zu einer Beziehung überreden. Es ist unmöglich mit Worten Gefühle herbeizureden, zu denen der Andere selbst keinen Zugang hat. Denn Gefühle sind nicht nachhaltig übertragbar, sie müssen in jedem von uns selber wachsen. Bitter dabei: Selbst ein aufrichtiges Gefühl von Mitleid für die Leidende und Klagende generiert keine Liebe. Dieses Mitleid beim Andern zu spüren, kann sogar besonders schwer sein, denn es schafft nicht die alte Nähe, sondern eine ganz neue Art von Distanz. Noch schwerer ist aber gewiss, wenn wir nur noch Unverständnis, Ablehnung und verletzende Worte ernten, wie das viele meiner Coaching-Kundinnen erfahren müssen.
Ertappst auch du dich auch bei inneren Monologen, bei Tag oder auch nachts? Stellst du fest, dass du im Geist immer wieder die eindringlichsten Formulierungen suchst?
Ich glaube nach wie vor an die Kraft der Worte. Aber ich glaube, es tut uns irgendwann nicht mehr gut, wenn wir sie gegen eine emotionale Wand sprechen.
Dann dürfen wir uns eingestehen, dass mehr vom Gleichen uns jetzt nicht weiterbringt. Dass es nicht weiterhilft, dasselbe nochmals anders oder noch eindringlicher zu sagen. Dass wir so unsere Worte verschwenden, als würden wir sie in ein Loch ohne Boden werfen, und unsere Energie gleich mit. Das verstärkt unser Gefühl der Ohnmacht.
Wir dürfen deshalb damit aufhören. Denn es ist alles gesagt. Aber alles Gesagte braucht einen, der es hören kann. Und das ist nicht in unserer Hand. (Glaub mir, der Andere würde sich an deine Worte erinnern, wenn er empfänglich dafür wäre, ja mehr noch: er würde von ganz allein zu diesen Einsichten kommen.)
Aber bitte vergiss dennoch nie: Du bist es so sehr wert, gehört zu werden. Umgib dich deshalb mit Menschen, die dich wirklich hören können. Und - ganz wichtig - werde du selbst zu einem Menschen, der dich hört!
Es gibt keinen Grund am Wert von Worten zu zweifeln. Deshalb nutze sie gerade jetzt üppig, innig, ehrlich, intensiv, oder leise und behutsam, wenn das besser zu dir passt.
Denn es ist so wichtig und wertvoll, wenn wir jetzt Worte finden, für das, was uns bewegt: Einerseits, um den Menschen, die für uns da sind, mitzuteilen, was wir brauchen, was sie für uns tun oder sein können. Aber auch um unser Innerstes auszudrücken, um die Erfahrung zu machen, dass wir gehört und verstanden werden können. Um unserem Schmerz eine Stimme zu geben, um Gefühle fliessen zu lassen. Denn auch aussprechen ist eine Form des Zulassens. Ein Anfang, um zu verarbeiten. Denn was wir aussprechen und mitteilen, gewinnt an Realität. Und nur im Jetzt kann dein neuer Weg beginnen.
Die Macht der Worte, die ich hier meine, wirkt aber sogar am allermeisten in uns selbst: Wenn wir unsere Worte aussprechen, uns aussprechen, finden wir immer wieder neu Zugang zu uns und unserer Seele. Nähern uns unseren Wahrheiten, Werten und wahren Bedürfnissen an.
Es geht dabei nicht um ein unablässiges Klagen und Anklagen, das sich nur um den Partner dreht (auch wenn selbst das manchmal entlastend ist), denn das würde dich auf Dauer nur schwächen, weil so viel Energie zum Anderen und weg von dir fliesst. Es geht darum, uns wirklich zuzuhören, deshalb sprich lieber mit dir darüber, wie es dir geht, was du fühlst, was du brauchst. Am besten, du nutzt deine Stimme immer und immer wieder, um dich zu fragen: Was brauche ich jetzt gerade? Was kann ich für mich tun? Frage dich das laut und hörbar. Und gib dir auch wirklich Antwort, gerade dann, wenn du dich verloren fühlst. Es ist eine Beginn, für uns selber da zu sein, für uns zu sorgen.
Und ich lege dir ans Herz, nutze dafür gern auch das geschriebene Wort. Dabei kannst du dich an den andern wenden, in einem ehrlich Brief (dessen Zweck es nicht ist, abgeschickt zu werden) alles ausdrücken, was du sagen möchtest. Oder führe ein Tagebuch. Drücke neben Anklagen auch hier unbedingt vor allem auch deine Gefühle, dein Erleben aus, horche in dich hinein und erkenne und benenne, was in dir geschieht. Und benenne auch, wofür du dankbar bist und was dir gelungen ist.
Es gibt nicht das magische Wort, das andere verwandelt, wenn sie kein offenes Ohr und Herz für uns haben. Und doch sind Worte Magie. Für unseren eigenen Weg zum Licht am Ende des Tunnels. Danke, dass du hier meinen Worten hier Gehör geschenkt hast. Bitte schenke dieses Gehör auch dir und deinen Bedürfnissen. Nicht nur einmal, sondern ab heute Tag für Tag. Gibst du mir dein Wort?
P.S. Auch Coaching bedeutet, deine Worte finden, deine authentische innere Sprache zu entdecken. Es verbindet Herz, Bauch, und Kopf, Intuition, Seele und Verstand neu. Und erlaubt dir deine Antworten zu finden, wo vorher Zweifel und Fragezeichen waren. Wenn du mehr erfahren willst, schick mir einige Worte zu deiner Situation.
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